Der Rasen gehört für viele Gartenbesitzer zur Visitenkarte ihres Grundstücks. Doch was genau meinen wir eigentlich, wenn wir von „Rasen“ sprechen? Für die einen ist es ein sattgrüner, akkurater Teppich – sauber geschnitten, unkrautfrei, das ganze Jahr über gepflegt. Für die anderen ist er ein lebendiger Lebensraum voller Wildblumen, in dem Insekten summen und Kinder barfuß durch die Fläche laufen. Zwischen diesen Vorstellungen liegt eine spannende Vielfalt, die zeigt: Rasen ist nicht gleich Rasen.

So bunt ist unser Rasen Ende Mai, wenn wir uns an der Kampagne „No Mow May“ beteiligen
Vom Zierrasen zur ökologischen Alternative: Der Blumenrasen
Die klassische Vorstellung vom „englischen Rasen“ – makellos, dicht, kurz – galt lange als Ideal. Doch solche Flächen sind pflegeintensiv, artenarm und bieten kaum Lebensraum für Tiere oder Insekten. Deshalb entdecken immer mehr Gartenliebhaber eine nachhaltige und lebendige Alternative: den Blumenrasen.
Ein Blumenrasen darf bunt sein. Er entwickelt sich meist aus einer bestehenden Rasenfläche, die bewusst anders gepflegt wird:
- Seltener mähen, etwa alle zwei bis vier Wochen
- Keine Düngemittel oder Herbizide
- Förderung von Wildblumen und Kräutern wie Gänseblümchen, Klee, Gundermann oder Löwenzahn
Mit der Zeit stellt sich ein neues Gleichgewicht ein. Der Rasen wird nicht nur optisch vielfältiger, sondern auch ökologisch wertvoller.
Blumenrasen oder Blumenwiese – Was ist der Unterschied?
Die Begriffe Blumenrasen und Blumenwiese werden oft gleichgesetzt – doch es gibt entscheidende Unterschiede:
🟢 Blumenrasen ist trittfest, begehbar und enthält neben Gräsern auch niedrig wachsende Blühpflanzen. Er eignet sich ideal als Spielfläche oder Liegewiese und wird regelmäßig, aber seltener als Zierrasen gemäht.
🌼 Blumenwiese ist eine extensiv gepflegte Fläche mit höher wachsenden Kräutern und Wildblumen. Sie wird nur ein- bis zweimal jährlich gemäht (meist nach der Blüte) und dient vor allem der Artenvielfalt und Insektenförderung. Eine Nutzung als klassische Rasenfläche ist hier nicht vorgesehen.
Ein Sonderfall: Blumenrasen durch „No Mow May“
Eine besondere Variante des Blumenrasens entsteht durch die Teilnahme an der Kampagne „No Mow May“ (Nicht mähen im Mai). Dabei wird der Rasen im gesamten Monat Mai nicht gemäht, um frühen Blühpflanzen wie Gänseblümchen oder Löwenzahn die Chance zu geben, sich zu entfalten. Diese einfache Veränderung in der Rasenpflege hat große Wirkung:
- Das Blütenangebot steigt deutlich an
- Wildbienen, Hummeln und andere Insekten finden früh im Jahr Nahrung
- Die Pflanzenvielfalt erhöht sich sichtbar
- Das Bodenleben wird aktiviert
Im Juni kann wieder regulär gemäht werden. Der Rasen ist danach meist robuster und ökologisch aufgewertet. Wer über den Mai hinaus flexible Mähintervalle einführt, etwa im 2-Wochen-Rhythmus, fördert die Entwicklung eines dauerhaften Blumenrasens, der sowohl nützlich als auch naturnah ist.
Fazit: Der Weg zum insektenfreundlichen Garten beginnt im Rasen
Der Blick auf den Rasen verändert sich: Vom reinen Gestaltungselement hin zu einer ökologisch wertvollen Gartenfläche. Ob Blumenrasen oder Blumenwiese – beide tragen zur Artenvielfalt, Insektenförderung und Nachhaltigkeit im Garten bei.
Wer seinen Rasen nicht nur pflegt, sondern ihm Raum zur Entwicklung gibt, wird mit einer farbenfrohen Blütenpracht und summendem Leben belohnt – ganz nach dem Vorbild der Natur.
Bilder: © ConceptionApo